Stammtorhüter Walid Yusuf hatte sich verletzt, aufgrund von Torhütermangel fragte der damalige Trainer Patrick Dutine, Holger noch mal für 1-2 Spiele an (es wurden letztendlich über 10). Holger mit dem unermüdlichen Fussballerherz konnte nicht NEIN sagen und zog, wie schon immer, seinen einzigartigen Torwartoverall an, mit dem fühle er sich am Wohlsten und da sei alles immer gut eingepackt und warm.

 

Bei einem Nachholspiel gegen SG Praunheim, Flutlicht, Donnerstagabends auf unserem roten Platz, hielt er in der 80. Minute beim Stand von 1:1 einen Elfmeter und sein Team somit im Spiel. Das Spiel wurde sogar noch mit 2:1 gewonnen

 

Solche Anekdoten könnte man von Holger wahrscheinlich unendliche erzählen, denn er konnte auf eine langjährige und erfolgreiche Fußballerkarriere zurückblicken.

 

Angefangen hatte er seine Karriere 1967 als Feldspieler bei der TSG 51 und feierte auch gleich den ersten Erfolg: Pokalsieger in der D-Jugend. Nur ein Jahr später stellte er sich erstmals zwischen die Pfosten und erweckte Interesse bei Eintracht Frankfurt, wo er dann auch hin wechselte.

 

Ende der Siebziger Jahre gab er sein Debüt im Seniorenteam des FV 09 Eschersheim. Hier sollte seine Karriere dann so richtig Fahrt aufnehmen. 1984, zum 75-jährigen Bestehen der Eschersheimer, stand Holger im Jubiläumsspiel gegen die Bundesligamannschaft von Eintracht Frankfurt im Tor und hielt das Spiel bis zur 70. Minute mit tollen Paraden, beim Stand von 1:2, offen. Nach seiner Auswechslung kassierte der Ersatztorhüter in den restlichen 20 Minuten noch sieben Gegentore. Dieser Auftritt reichte dem Scout der Offenbacher Kickers, um dem Schlussmann ein Angebot zu machen und ihn für die zweite Mannschaft in der Landesliga (damals die 4. höchste Liga) zu verpflichten. Die erste Mannschaft des OFCs, mit dem damaligen Stammtorhüter Oliver Reck (später auch bei Werder Bremen), spielte zu der Zeit in der 2. Bundesliga. Als dieser sich verletzte und auch noch der 2. Torhüter ausfiel, wollten die Kickers auf Holger Wenninger zurückgreifen, dieser wurde aber seit mehreren Tagen im Training nicht gesehen, weil er wohl mit der Reservistenrolle nicht klarkam. Eine Chance, die er sich selbst, wie er Jahre später zugab „wegen seines Dickkopfes“, verbaute.

 

Ende der 80er ging es dann für ihn doch noch mal eine Klasse höher, er heuerte bei SG Egelsbach in der damaligen Oberliga Hessen an. Als sein Vertag dort auslief, kehrte Holger in den 90er Jahren an seine alte Wirkungsstätte zu uns in die Niedwiesenstraße zurück.

Hier unterstütze er Ende der 90er, neben seiner aktiven Karriere, auch unsere Frauenmannschaft als Co-Trainer und erreichte mit ihnen den Aufstieg in die Oberliga. 2007 feierte er unter Trainer Reinhard Knobloch den Aufstieg in die A-Klasse und trat alsbald mit über 50 Jahren, was schon ein beträchtliches Alter für einen Torhüter ist, eigentlich seine Fußballrente an.

 

Doch weit gefehlt, denn immer wieder, wenn Not am (Tor-)Mann war, klingelte Holgers Telefon und man bat ihn um Hilfe, denn man wusste, auch im höchsten Fußballalter, um seine Fähigkeiten und guten Leistungen. Holger stand also noch weit länger zwischen den Pfosten als er es sich wahrscheinlich selbst hätte erträumen lassen. Und obwohl ihm nach einem Spiel am Sonntag, bis donnerstags noch die Knochen wehtaten, machte es ihm einfach immer noch Spaß. Training brauchte er in seinem Alter nicht mehr, er mache das mit der Routine und der Erfahrung wett, sagte er einmal in einem Interview.

 

Und so hat Holger uns in sportlicher Hinsicht so manchmal wichtige Punkte gerettet, wofür alle Jungs, die je mit ihm auf dem Feld stehen durften und wir als Verein ihm sehr dankbar sind. Uns bleibt nur zu sagen: Ein klasse Typ, mit dem Fußballerherz am rechten Fleck.

 

Nun, knapp 3 Jahre, nach seinem letzten Spiel als Torhüter der 51er, ist Holger Wenninger, mit nur 64 Jahren, nach kurzer schwerer Krankheit leider verstorben.

Unser tiefstes Mitgefühl und allerherzlichstes Beileid gelten seiner Frau Tina, seinem Sohn Kevin und seiner Tochter Lisa-Marie, die ihn stets unterstützt haben, sowie seinen weiteren Angehörigen.

 

Im Namen des Vorstandes der TSG 51 Frankfurt und allen 51ern.

 

 

"Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird."

(Immanuel Kant)